Die Geschichte des Paulaner Festzelts
Schon im 19. Jahrhundert gab es das Festzelt "Winzerer Fähndl" auf dem Oktoberfest. 1895 beteiligte sich die Armbrustschützengesellschaft "Winzerer Fähndl" auf Einladung des Magistrats der Stadt München erstmals am Oktoberfest. Die Thomas-Brauerei (die 1928 mit Paulaner fusionierte) gab den Schützen einen Zuschuss für den Bau ihrer eigenen Bierhalle und belieferte diese fortan.
Die Burg zum "Winzerer Fähndl" machte damals durch einen imposanten, 26 Meter hohen Turm im Stil einer Ritterburg auf sich aufmerksam. Wer bei dem Wort „Winzerer“ an Wein denkt, liegt übrigens falsch. Gemeint ist der bayerische Bauernkriegsheld und Ritter Kaspar Winzerer (1475–1542) aus Tölz, den die Schützen verehrten und unter dessen Fähndl sie sich gern versammelten.
Aus einer Burg wird ein Festzelt
Die aus Holz und Dachpappe erbaute "Burg" und der 26 Meter hohe Turm nahmen Bezug auf die Traditionen der Armbrustschützengesellschaft und Landsknechte. Die winkelige Burg mit der realistischen Steinbemalung war von einem künstlichen Wald umstellt und an Fassade und im Innenaum mit Landsknechtsfahnen und Schützenscheiben dekoriert. Mit dem Burgcharakter entstand auch der erste Turm - allerdings noch ohne drehenden Maßkrug.
Die Kosten für Unterhalt und die Auf- und Abbauarbeiten der Holzkonstruktion waren sehr hoch und daher wurde 1905 der aufwendige Bau der Burg durch eine halbrunde Zeltkonstruktion ersetzt. Das burgähnliche Aussehen des Vorgängerbaus wurde mit einer freundlichen und offenen Anlage festlicher gestimmt, allerdings fehlten die Hinweise auf die Schützengesellschaft nun fast gänzlich.
1926 zog die Armbrustschützengilde "Winzerer Fähndl" aus dem Zelt aus – der Name für das Festzelt aber blieb.
In den frühen 50er Jahren folgte nach der Oktoberfest-Zwangspause ein neuer, klassischer Zeltbau. Die Fassade im alpenländischen Bauernhausstil mit der aufgemalten Darstellung eines fahnenschwingenden Landsknechts erinnert an die Geschichte der Armbrustschützengilde und dem ersten Bau von 1895.
In dieser Zeit wurde auch der berühmte Maßkrug auf den Turm gesetzt: der damalige Wiesnwirt Willi Kreitmair ließ einen heliumgefüllten Bierkrug-Ballon vor dem Festzelt schweben. Ein Jahr später enstand der heutige Turm mit dem sich drehenden Keferloher auf der Spitze. Mit einem theoretischem Fassungsvermögen von etwa 42.300 Litern dreht er sich majestätisch über dem Paulaner-Biergarten.
Die Wiesnwirte
Seit 1950 waren die Familie Kreitmair die Wiesnwirte vom Winzerer-Fähndl-Festzelt.
2020 hat Arabella Schörghuber das Paulaner Festzelt übernommen, welches Sie von 2004 an mit Peter Pongratz gemeinsam geführt hat. Im Jahr 2010, zum 200-jährigen Jubiläum des Oktoberfests, wurde das Zelt rundum erneuert und neu konzipiert. Unter anderem wurde die Konstruktion durch ein selbsttragendes Dach ersetzt und kommt seit dem ohne Stützbalken aus. 2018 entschied sich die Paulaner Brauerei, das Winzerer Fähndl in Paulaner Festzelt umzubenennen, um Verwechselungen zum Armbrustschützenzelt zu vermeiden, die die Schützen-Gilden heute noch bewirten.
Das heutige Paulaner Festzelt liegt zu Füßen der Bavaria und in unmittelbarer Nähe zur Oiden Wiesn bzw. dem Bayerische Zentral-Landwirtschaftsfest (ZLF). Es gehört zu den beliebtesten Plätzen auf der Wiesn. Das stimmungsvolle Familienzelt gilt als Treffpunkt für Jung und Alt, Stammgäste, Prominenten und Gästen aus aller Welt.
Er ist Kult: Der Bierkrug (Keferloher) auf dem Turm vor dem Festzelt. Alte Oktoberfest Plakate zeigen den beliebten Paulanerturm.
Die erste Brauerei des Winzerer Fähndl, Thomas Bräu, ging 1928 in die Paulaner Brauerei über.
Bilder auf dieser Seite u.a. mit freundlicher Genehmigung des Stadtarchivs München und der Paulaner Brauerei.